Vitamine sind in aller Munde - oder sollten es zumindest sein. Heute wird eine vitaminreiche Ernährung, aber auch die Zufuhr isolierter Vitamine, mit einer gesunden Ernährung verbunden. Dies erscheint selbstverständlich. So wird oft vergessen, dass Vitamine bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts noch unbekannt waren. Nur Vitamin A und B1 sowie je nach Lesart zudem das Vitamin C wurden kurz vor dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Auch die kritisch zu bewertende Bezeichnung als Vitamin - wir wissen heute, dass nicht alle als Amin-Verbindung vorkommen - sowie die Gliederung nach den Grossbuchstaben des Alphabetes stammen aus dieser Zeit. Alle anderen Vitamine beziehungsweise ihre Wirkung konnten erst in den folgenden Jahrzehnten erkannt werden, bis 1941 mit der Folsäure oder dem Vitamin B9 der Kreis nach heutigem Erkenntnisstand geschlossen war.
Lebenswichtige Stoffe, die erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden
Zu den Vitaminen gehören sehr unterschiedliche Stoffe Auch wenn Vitamine den verschiedenen Stoffgruppen in der Ernährung wie Mineralstoffe oder Proteine gegenübergestellt werden, ist hier doch keine chemische Einheitlichkeit gegeben. Die Gemeinsamkeit besteht vielmehr darin, dass mit dem Ausdruck Vitamine alle essentiellen Stoffe zusammengefasst werden, die nicht zu den Aminosäuren, Fettsäuren oder Mineralstoffen zählen. Essentiell heisst ganz einfach, dass der Organismus sie nicht selber hervorbringen oder synthetisieren kann. Daher müssen diese Stoffe von aussen zugeführt werden. Dies trifft auch auf alle Vitamine zu. Nur das Vitamin D nimmt hier eine Sonderstellung ein, da es durch UVB-Strahlung als Vitamin D3 auf der Haut gebildet wird. Aus diesem Grunde tauchen hier öfters auch Benennungen als Prohormon beziehungsweise Hormon für die aktive Form des Vitamin D, Calcitriol, auf.
Fettlösliche oder wasserlösliche Vitamine
Eine weitere Einteilung der Vitamine ist auch dadurch möglich, dass zwischen fett- und wasserlöslichen Stoffen unterschieden werden kann. Die Vitamine A, D, E und K sind fettlöslich. Dies ist auch damit verbunden, dass der Körper ein gewisses Depot an diesen Stoffen anlegen kann. Die Vitamine C und diejenigen des B-Komplexes (B1/Thiamin, B2/Riboflavin, Niacin/B3, Pantothensäure/B5, B6/Pyridoxin, Biotin/B7, Folsäure/B9 und B12/Cobalamin) sind wasserlöslich und werden im Körper nur sehr kurzfristig gespeichert. Auch hier gibt es wieder eine Ausnahme. Das Vitamin B12 kann als Speicherstoff in der Leber einige Jahre lang den Organismus versorgen. Zudem zeigt das Vitamin B12, dass der Verzehr von viel frischem Obst und Gemüse nicht für eine optimale Vitamin-Versorgung ausreicht, da es ausschliesslich in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Veganer sind also auf synthetisches Vitamin B12 angewiesen.